Urologische Nachrichten

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Ist ein PSA-Screening sinnvoll?

Manchmal brauchen Ergebnisse etwas länger. Nach 21 Jahren wurde „endlich“ belastbare Ergebnisse zum PSA-Screeing (Prostata-spezifisches-Antigen) veröffentlicht. Angesichts des langen natürlichen Verlaufs von Prostatakrebs (PCa) braucht man lange um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalte. Die Studie hat einen sperrigen Namen: „A Detailed Evaluation of the Effect of Prostatespecific Antigen–based Screening on Morbidity and Mortality of Prostate Cancer: 21-year Follow-up Results Randomised Study of Screening for Prostate Cancer“.

Zwischen 1993 und 2000 wurden insgesamt 42.376 Männer im Alter von 55–74 Jahren randomisiert und einer Screening-oder einer Kontrollgruppe zugeteilt. Zum besseren Verständniss sollte noch der Vorgang des Screenings erklärt werden: Die Männer wurden nicht untersucht oder befragt, sondern nur auf Grund ihres Alters einer Gruppe zufällig zugeteilt. Alle 4 Jahren wurde ein PSA Test (eine Blutuntersuchung) in der Screeinggruppe durchgeführt und nur bei einem Wert über 3ng/ml wurden weitere Untersuchungen veranlasst.

Jetzt nach 21 Jahren stellten sich folgende Ergebnisse dar. Die Hauptanalyse wurde bei Männern im Alter von 55–69 Jahren (n = 34831) durchgeführt. Die aktuelle Analyse zeigt, dass bei einer Nachbeobachtungszeit von 21 Jahren sowohl die absolute Rate an Metastasierung als auch die Chance an einem Prostatakrebs zu sterben deutlich gesenkt wird (30-35%), was zu einem günstigeren „Schaden-Nutzen“-Verhältnis als bisher führte. Anderes ausgedrückt: man muss 293 Patienten screenen um 7 Prostatacarcinomepatienten zu entdecken und 1 Todesfall durch ein Prostatacarcinom zu vermeiden.

Vergleicht man dies einmal mit anderen Screeingprogrammen ist dieses Ergebniss schon sehr gut:

Beim Mammacarcinom muss man zwischen 44-3000 Patientinen screenen um einen Todesfall zu verhindern ((NEJM 2014; 370: 1965-7); beim Coloncarcinom muss man 1173 Coloskopien durchführen um einen Todesfall zu verhindern (Homepage Dt. Krebsgesellschaft). Betrachtet man noch die Kosten so kostet die Mammografie circa 150.-€, die Coloskopie zwischen 400-600€ und der PSA Test 35-40€ ist ein PSA Screening schon sehr günstig.

Nach jahrelanger Ablehnung wird jetzt auch im Bundesgesundheitsministerium in Erwägung gezogen den PSA Test als reguläre Leistung der gesetzlichen Krankenkassen zuzulassen damit jeder Versicherter davon profitiert.

Einschränkend sollte erwähnt werden, dass ein alleiniges Screening, das heisst, nur die Blutuntersuchung OHNE Anamnese und Untersuchung, nach dem 70zigsten Lebensjahr statistisch keinen Vorteil bringt. Bei Männern über 70zig sollte der PSA Test in Verbindung mit Anamnese und Untersuchung (rectale Palpation und transrectaler Ultraschall ggf. Resonanztomografie) eingesetzt werden.