Erstmals hat sich ein US-amerikanisches Expertengremium für eine Altersbeschränkung bei der Früherkennung des Prostatakarzinoms ausgesprochen. Die Leitlinien
der U.S. Preventive Services Task Force in den Annals of Internal Medicine … (2008; 149: 185-191) legen fest, dass Männern ab 75 Jahren kein PSA-Test mehr angeboten werden soll.
In der früheren Version der Leitlinie hatte es geheißen, dass ein PSA-Test bei einer Lebenserwartung von weniger als zehn Jahren keinen Sinn ergibt, da die Patienten dann mit hoher Wahrscheinlichkeit das Endstadium des Prostatakarzinoms nicht mehr erleben. Da allerdings die individuelle Lebensspanne nicht vorhersehbar ist, hatte diese Empfehlung keinen Einfluss auf die Früherkennung.
Mehr als die Hälfte aller 75- bis 79-Jährigen US-Amerikaner lassen jährlich einen PSA-Test durchführen. Ob es infolge der neuen Leitlinien weniger werden, bleibt abzuwarten, da die Task Force nicht das einzige Fachgremium ist. Die American Cancer Society und die American Urological Association halten bisher an der alten Empfehlung fest und dem Vernehmen nach will Medicare auch älteren Männern den Test weiterhin ersetzen.
In keinem anderen Land werden so viele Prostatakarzinome diagnostiziert wie in den USA. Im letzten Jahre wurde die Diagnose 218.000 Mal gestellt. Experten gehen davon aus, dass es sich bei 29 bis 44 Prozent um Überdiagnosen bei älteren Männern handelt, die ein Fortschreiten des Tumors nicht mehr erleben werden.
Anmerkung von Dr. Keul:
Ein sehr interessanter Ansatz der auch schon beim vorletzten AUA-Kongress 2007 (Jahreskongress der amerikanischen urologischen Gesellschaft) im Plenum diskutiert wurde. Hier wurde sogar eine Beschränkung auf 65 Jahre erörtert.
Durch den viel häufigeren Einsatz des PSA-Tests in Amerika und den sehr strickt ausgelegten Biopsieempfehlung, bei einem PSA-Wert über 4,0 ng/ml sofort eine transrektale Prostatabiopsie durchzuführen, werden in den USA frühere und weniger fortgeschrittene Tumorstadien entdeckt und behandelt als in Europa.